Alles Vorgänge, die zeigen, dass der Verein trotz viertklassiger Bedeutungslosigkeit lebt, auf seine Weise.
Mit seiner Forderung nach einem klaren Bekenntnis zu seiner Person ging Strunz überraschen deutlich in die Offensive. Trotz allem Kalkül war da aber doch auch ein Stück Naivität von ihm dabei, hatte er vielleicht mit schnellerer und kräftigerer Rückendeckung gerechnet. Die Debatte um seine Person jedenfalls hat ihm dann aber trotz der Bestätigung nicht unbedingt geholfen.
Denn klarer als zuvor ist nun: Strunz steht unter Druck! Mit der Kompetenz-Erweiterung um den Posten des Team-Chefs rückt der 41-Jährige damit noch stärker in die Verantwortung und hat nun das alleinige Sagen im sportlichen Bereich. Die Aufgabe ist eindeutig und auch von ihm so klar definiert: Der Aufstieg in der kommenden Spielzeit muss her! Daran wird er sich messen lassen müssen, wobei noch immer gilt, was ich schon letztens schrieb: Ein Trainer fliegt noch schneller als ein Sportdirektor. Dessen wird er sich bewusst sein.
Thomas Strunz setzt sich selbst unter Druck (Foto: firo).
Vor allem deshalb muss man allerdings auch den Hut ziehen vor Strunz: Er stellt sich der Verantwortung, läuft nicht weg, sondern tritt noch einen Schritt nach vorne und scheint wirklich gewillt, der Mann zu werden, der Rot-Weiss wieder nach oben führt – verbunden dann mit seinem Namen. Das verdient Respekt. Und weiter die Unterstützung der Fans, bei denen er schob jetzt, trotz totalem sportlichen Misserfolgs, einen Stein im Brett hat. Ich jedenfalls wünsche Strunz alles Gute, vor allem im Sinne des Vereins Rot-Weiss Essen, dem Kontinuität fast genauso tun würde wie Erfolg. Wenn diese nicht sogar Vorraussetzung für letzteres ist.
Bemerkenswert im Zusammenhang mit der Entscheidung, Strunz (vorläufig) weiter das Vertrauen zu schenken, ist die Initiative, die dabei von den rot-weissen Fans selber ausging. Die starteten in den verschiedenen Fanforen eine große Unterschriftenaktion, in der sich nahezu vierhundert User mit ihren Nicknames eingetragen haben. Vorstandschef Meutsch kommunizierte vorab, dass man sich bei der Strunz-Frage an der Basis orientieren wolle. Diese Aussage forderte die Fans förmlich heraus, die sich gleich bereit zeigten, ihre Meinung als ebenjene Basis kundzutun. Ob die sogar forenübergreifend durchgeführte Aktion tatsächlich eine Art „Mitspracherecht“ oder gar „Mitbestimmung“ der Anhänger in diesem Fall war, darf mindestens bezweifelt werden. Fakt dürfte aber sein, dass dieses generierte und inszenierte Stimmungsbild bei den Gremien angekommen ist. [forum]4254,right[/forum] Dort sprach sich letztlich nur einer gegen Strunz aus. Da darf man schon mal laut nachdenken, ob derjenige nun überhaupt noch zu halten ist oder herausgedrängt werden sollte. Es dürfte daher spannend zu beobachten sein, ob demnächst jemand aus dem Führungskreis den Verein verlässt. Derjenige dürfte dann schnell von den Fans als jener „Heckenschütze“ identifiziert werden, der sich feige anonym gegen den eingeschlagenen Weg stemmte. Daher sei daran erinnert, dass es ein Aufsichtsrats-Mitglied war, der via Presse „Strunz muss weg“ forderte und somit Strunz in Bedrängnis brachte.
Und während die sportliche Verantwortlichkeit mit dem Votum pro Strunz erstmal abgehakt werden kann (und Figuren wie Lorenz-Günter Köstner uns erspart bleiben, das mal ganz deutlich als meine Meinung!), bangt und hofft man an der Hafenstraße mal wieder ob der Lizenzerteilung durch die Herren aus der Otto-Fleck-Schneise in Frankfurt. Diese soll heute erteilt werden und wäre dann der letzte Baustein, damit die so verheißungsvolle Zukunft endlich beginnen kann und die Steine Stadion-Bau, Kölmel-Entscheidung, Struktur-Neuregelung und letztlich auch Neuzugänge endlich rollen können. Man bangt um die Lizenz nicht mehr ganz so sehr wie früher, sicher ist aber noch nichts. Und ich gehe doch stark davon aus, dass nach positiver DFB-Post auch recht schnell einige neue Spieler verkündet werden, auf die die Fans schon ungeduldig warten und die lautstark gefordert werden.
Gut auch deshalb, dass Strunz bleibt, sonst hätten alle Verhandlungen bei null beginnen müssen. So wird Strunz vorbereitet sein, um seine neue Stärke gleich deutlich mit so genannten „Krachern“ beweisen zu wollen: Cichon, Schlösser und vor allem Solga – ich freue mich auf den neuen Kader. Den Aufstiegskader?